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Obstsortenschätze für die nächste Generation bewahren

Land.belebt
Land:Belebt
© Christian Wittmann
‚Lütticher Ananaskalvill‘, ‚Prinz Albrecht von Preußen‘, ‚Mürschter Apfel‘ – all die wohlklingenden Namen haben es Christian Wittmann angetan. Der Vorsitzende des Vereins „Besser gemeinsam leben“ fand es an der Zeit, etwas für mehr Biodiversität zu tun. Naturschutzförderung ist eines der Vereinszwecke, also begann er, sich näher mit dem Thema zu beschäftigen. Historische Obstsorten wollte er gerne haben, eine passende Wiese dafür hatte er auch zu bieten. Mit dieser guten Idee traf Christian Wittmann auf Robert Lauer, von der Unteren Naturschutzbehörde, „einen absoluten Obstbaumexperten“, wie er sagt. Und auf Otto Elsner, den Gebietsbetreuer Natura 2000, der den Tipp mit dem Förderprogramm „FlurNatur“ hatte. Ein zupackendes Trio kam da zusammen, und gemeinsam entstand die Idee, auf der Wiese historische und lokale Apfel- und Birnensorten anzupflanzen.

Lokale Sorten aufspüren
Mehr Struktur- und Landschaftselemente in die Flur zu bringen und Ressourcen zu schützen – das sind die Ziele des Förderprogramms „FlurNatur“. Eine Streuobstwiese passt da genau hinein. Zusammen mit dem Amt für Ländliche Entwicklung Unterfranken waren die Voraussetzung für die Förderung schnell geklärt. Ökologisch zertifiziertes Pflanzgut wurde beschafft, und weil so manche Sorte nur als „Reiser“ zu bekommen war, machte sich Robert Lauer, der das Projekt ehrenamtlich betreut, auch noch an die Veredelung auf die passenden „Unterlagen“. So entstanden neue Bäume mit alten Sorten. Auch eine oberfränkische Obstsortenanlage, die auf das Projekt aufmerksam geworden war, bot alte Sorten zum Veredeln an, denn gute Ideen sprechen sich zum Glück schnell herum in der Gegend. Im Dezember 2019 konnten Christian Wittmann und ein Team seiner Vereinskollegen dann rund sechzig Apfel- und Birnbäume auf die Wiese pflanzen.

Nicht nur Äpfel und Birnen
Aus dieser Wiese sind nun zwei geworden. Denn die Begeisterung wurde nicht weniger und Christian Wittmann hatte noch eine weitere Fläche, die er in das Projekt einbringen wollte. Im November 2020 wurden nun 87 Bäume auf einem weiteren Hektar gepflanzt. Quitten, Maulbeeren, Esskastanien, Zwetschgen, Pflaumen und 28 verschiedene Kirschensorten stehen nun östlich von Friesenhausen am Haßbergtrauf. Diese Vielfalt ist auch dem Pomologenverein zu verdanken. Robert Lauer stellte den Kontakt zu Dr. Annette Braun-Lüllemann und Hermann Schreiweis her, die sehr seltene, alte Sorten von Kirschen, Birnen und Pflaumen vermittelten. „Wenn man sich das so anschaut, ist es schon grandios, dass dort jetzt so viele Obstbäume stehen“, freut sich Christian Wittmann. Er hofft, dass vielleicht auch andere Friesenhäuser Gefallen daran finden, für die Kinder und Enkelkinder eine Obstwiese anzulegen. Die Bäume sollen deshalb noch Schilder mit den Sortennamen bekommen, das Ganze versteht der Verein als einen Schaugarten, der die Vielfalt der Obstsorten zeigt. Eine Wildhecke, Insektenbehausungen und einige andere Projekte stehen auch noch auf dem Programm.

Für kommende Generationen sorgen
„Dass Äpfel unverkäuflich sind, weil sie nicht schön rot oder groß genug sind, daran könnte man doch verzweifeln,“ sagt Christian Wittmann. Deshalb möchte der Verein mit diesem Projekt dazu beitragen, alte bewährte Sorten zu erhalten, und zwar nicht nur, weil sie so schöne Namen haben. „Wir möchten vernünftige Dinge tun, in der Hoffnung, dass sie enkeltauglich sind, und wir den Nachkommen auch etwas Gutes hinterlassen können“, bringt Christian Wittmann die Haltung der Vereinsmitglieder auf den Punkt. Umweltschutz und Nachhaltigkeit gehören schließlich zum Vereinszweck.

Weiterdenken in vielen Projekten
Das Obst soll später im Unverpackt-Laden in Hofheim zu bekommen sein. Auch denkt der Verein über eine Manufaktur nach, die den künftigen Ertrag zu feinen Produkten verarbeitet. Die könnten dann auch in Wittmanns Café VeReNa (vegetarisch, regional, nachhaltig) verwendet werden, genauso wie die Ernte aus dem Gemüsebauprojekt, das der Verein nun schon im dritten Jahr auf einem Gemeinschaftsacker bei Friesenhausen betreibt. Dafür eignen sich die Vereinsmitglieder gerade wieder alte Aufbewahrungstechniken an, um das Gemüse über den Winter lagern zu können. Überhaupt ist der Verein in vielen Bereichen aktiv. Er fördert nicht nur den Naturschutz, sondern auch kulturelle Projekte, die Integration ausländischer Bürger und er kümmert sich um ältere Menschen im Ort. „Wir haben eine bunte Palette an Projekten – auch hier macht es die Vielfalt“, sagt der Vorsitzende Wittmann. Aber das wäre noch einmal eine ganz andere Geschichte.

Mehr zum Förderprogramm FlurNatur:
https://www.landentwicklung.bayern.de/dokumentationen/244037/index.php
 

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