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Eine Wiese zieht um

Das Mahdgut wird mit dem Heuladewagen auf der neuen Fläche ausgebracht.
Mahdgutausbringung
© Elke Zeitler
Seit 2005 läuft in Appendorf ein Flurneuordnungsverfahren. Ziel der Neuverteilung der Grundstücke war es, zersplitterte landwirtschaftliche Besitzstände zusammenzulegen und größere Bewirtschaftungseinheiten zu definieren. Dies soll den Landwirten zukünftig die Arbeit erleichtern und wirtschaftlicheres Arbeiten ermöglichen. Dafür war es erforderlich, dass Felder den Besitzer wechseln und teilweise auch Wiesen in Ackerland umgewandelt werden. Für die Fälle, bei denen Grünland verloren geht, musste die Teilnehmergemeinschaft (TG) Appendorf Ersatzflächen finden und darauf neue Wiesenflächen anlegen.

Qualität weitergeben
Eine der von der Umwandlung in Ackerland betroffenen Wiesen war fünf Jahre im Vertragsnaturschutzprogramm. Das heißt, dass der Landwirt die Fläche nicht düngen und erst später im Jahr mähen durfte. Durch diese extensive Bewirtschaftung hat sich hier eine artenreiche Blühwiese entwickelt. Sogar die nach Naturschutzgesetz besonders geschützte Sandgrasnelke konnte sich etablieren. Sie steht deutschland- und bayernweit als gefährdet auf der roten Liste.
Der westlich angrenzende Ackerstreifen entlang des Waldes bot sich als Ersatzfläche an. Aufgrund der direkten Nachbarschaft sowie der hohen Qualität der Ausgangsfläche, lag es auf der Hand, die Ansaat mittels Mahdgutübertragung durchzuführen und nicht wie auf anderen Flächen zugekauftes Regionalsaatgut auszubringen. „Damit haben wir bereits eine standortangepasste Artenzusammensetzung“, betonte Axel Bubholz, der als Landschaftsplaner die Flurneuordnung Appendorf begleitet. Obwohl diese Ansaatmethode um einiges aufwändiger ist, standen die meisten Landwirte hinter der Sache. „Ich finde es gut, dass wir das Material vor Ort nutzen und nicht Saatgut aus sonst wo her kaufen müssen“, freute sich TG Vorstandsmitglied Bernd Albrecht.

Die Zeit drängt
Um ein möglichst breites Spektrum an Samen auf die neue Fläche zu transportieren, war der Zeitpunkt der Aktion entscheidend. Gräser und Kräuter sollten ihre Samen gebildet haben, aber nicht so reif sein, dass sie frühzeitig herausrieseln. So blieben nur die Wochen von Mitte Juli bis Anfang August - eine ungünstige Zeit, um Landwirten zusätzlich Arbeit anzuschaffen.
Axel Bubholz, der für die Koordinierung der Arbeiten zuständig war, hatte hier einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten. Mit Geduld und einer gewissen Hartnäckigkeit verfolgte er die Terminfindung für die geplante Aktion. „Wenn wir es diese Woche nicht machen, haben wir nur noch trockene Stängel, die wir übertragen können“, warnte der Planer.

Viele Schritte bis zum Ziel
Die Ackerfläche lag seit der vorläufigen Besitzeinweisung 2019 brach. In dieser Zeit hatte der Ampfer die Fläche erobert. Folglich mussten die Landwirte im Vorfeld zuerst den Ampfer bekämpfen. Sie pflügten den Acker und zogen das Unkraut händisch aus dem Boden. Jetzt war die Fläche bereit für das Saatgut.
Alle zählten auf Karl-Heinz Görtler aus Staffelbach, der als einziger noch den erforderlichen Heuerntewagen zur Verfügung stellen konnte. Mit diesem transportierte der Landwirt das Mahdgut von der Spender- auf die Empfängerfläche.
„Die großen Landwirte machen nur noch Rundballen oder Silo“, erläuterte er den Grund für sein Alleinstellungsmerkmal. „Von einigen früh reifenden Arten wie Wiesen-Bocksbart und Kleiner Klappertopf habe ich bereits vor ein paar Wochen Samen eingesammelt, weil ich wusste, die werden wir nicht mehr erwischen“, erläuterte Axel Bubholz während er die Samen auf der Fläche verteilte. Bei der Sandgrasnelke haben die Landwirte aufgrund ihrer Bedeutung als wertgebende Art zum Spaten gegriffen und sie direkt auf die neue Fläche gesetzt.

Wie es weitergeht
Mit Blick in die Zukunft betonte der Landschaftsplaner abschließend „Ich bin gespannt wie sich die Fläche entwickelt. Von Vorteil wäre es natürlich, wenn jemand gefunden wird, der wie bei der Ausgangsfläche eine extensive Bewirtschaftung verfolgt.“
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