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Getane Arbeit ist gute Arbeit

Karl Hermann baut einen Landschaftsgarten

Mit schwerem Gerät wird das Gelände terrassiert
Mit schwerem Gerät wird das Gelände terrassiert
© Johannes Haßler
Nach dieser Devise handelt Karl Hermann aus Kleedorf in der Hersbrucker Alb. Er legt mit viel Engagement, innovativen Ideen und handwerklichem Geschick einen Landschaftsgarten an. Der Garten soll nicht nur Auge und Gaumen erfreuen, sondern auch (Lebens-) Raum bieten für eine natürliche Entwicklung, Tiere und Pflanzen.

Wenn am Ende der Sackgasse die asphaltierte Straße in einen Feldweg übergeht spitzt linkerhand am Hang eine Baustelle durch die Hecke. Bagger, Raupe, Erdhaufen, Baumaterial, Berge von Steinen. Da wird wohl einer ein Haus bauen, denkt sich der Betrachter anfänglich. Bei genauerem Hinsehen erschließt sich aber etwas gänzlich anderes: Karl Hermann baut an einem Landschaftsgarten.

Seit Anfang 2020 entwickelt der Schichtleiter der Polizeieinsatzzentrale Oberfranken in Bayreuth auf der ehemals als Grünland genutzten, 5000 m² großen Fläche seine Vision von Leben und Arbeiten mit der Natur. Die Fläche bekam er von seinem Schwager überlassen. „Man muss eine Vision haben und einfach anfangen“ ist seine Antwort auf die Frage, wie er dazu gekommen ist so ein langfristiges und aufwändiges Projekt zu beginnen.

Eine grundlegende Arbeit ist die Terrassierung des Geländes, da es sich so besser bewirtschaften und kleinteiliger gestalten lässt. Die Erdarbeiten konnten im Rahmen der Dorferneuerung durch das Amt für Ländliche Entwicklung Mittelfranken gefördert werden. Auf der am höchsten gelegenen der drei Terrassen will Hermann eine Obstbaumzeile pflanzen und eine artenreiche Blühfläche etablieren. Das Saatgut dafür gewinnt er selbst aus benachbarten Flächen, indem er das spät geerntete Mähgut in alten Getreidesäcken trocknet und zum passenden Zeitpunkt aussät. „Was wächst, wächst, den Rest machen die Schafe“, so Hermann. Wenn es so weit ist dürfen sich die Schafe seines Schwagers und Biobauern Peter Bodendörfer als Landschaftspfleger betätigen, um eine Verbuschung der Fläche zu verhindern. Als Mitglied der Bio-Zertifizierungsgruppe der Hersbrucker Streuobstinitiative will Hermann hauptsächlich regionale alte Apfel- und Birnbäume pflanzen.

Zufällig entdeckte der umtriebige Visionär, dass beim Ausheben einer Baugrube im Nachbardorf Jurasteinblöcke zu Tage kamen. Kurzerhand ließ er sieben LKW-Ladungen auf seine Fläche fahren. Mit diesem Material will er die Böschungen der Terrassen stabilisieren und Lebensraum nach Art einer Trockenmauer schaffen.

Als gemeinsames Projekt mit dem Biobauern Bodendörfer kaufte Hermann für einen symbolischen Euro eine 100 Jahre alte Scheune und baute sie zusammen mit einer Zimmerei vom Nachbarort auf seinem Gelände wieder auf. „Ganz nach historischem Vorbild haben wir das gemacht, mit Holznägeln. Nur die Verschalung hat trotz vorsichtigem Abbau Schaden genommen, sodass wir neue Bretter nehmen mussten. Aber so wie früher sind die Bretter unterschiedlich breit, erzählt Hermann vom Umzug des Gebäudes. Natürlich stammt das Holz aus dem eigenen Wald, wo nach einer Borkenkäferlichtung artenreich mit Wildkirsche, Bergahorn und Esskastanie nachgepflanzt wurde. Bei dem Wiederaufbau des Stodels waren die Kinder z.B. beim Einbrettern und Dachdecken tatkräftig mit dabei.

Viele weitere Ideen dreht und wendet der Bauherr- derzeit sind mit Hackschnitzeln die Grundzüge eines 1000m² großen Klostergartens skizziert, ein kleiner Teich ist angedacht, die Zisterne für das Dachwasser der Scheune steht bereit. Das Projekt soll sich Stück für Stück entwickeln dürfen. Man darf gespannt sein wie es weitergeht.

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