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Wenn das Butterbrot per Video kommt

Mit Naturpackerl durch die Corona-Zeit

Per Naturpackerl kommt das Butterbrot zu den Kindern
Per Naturpackerl kommt das Butterbrot zu den Kindern
© Cornelia Müller
Sandra Scherbl sagt von sich, dass sie ganz bestimmt kein youtube-Star ist und werden will. Für ihre Kindergruppe „Die Gartenzwerge“ aber hat sie sich vor die Kamera gestellt und ihnen in kleinen Einheiten das erzählt, was sie sonst bei den Gruppentreffen vermittelt. „Ganz authentisch bleiben“, dachte sie sich dabei. Die Kräuterführerin betreut gemeinsam mit ihrer Kollegin Steffi Werner die Drei- bis Sechsjährigen, die sich im wöchentlichen Wechsel mit der Regenbogenbande im Grundschulalter im Garten der Kultur- und Umweltbildungsstätte Waldsassen (KUBZ) treffen. Dort pflanzen, säen, jäten, ernten die Kinder und entdecken spielend die Wunderwelt des Gartens. Doch 2020 waren die Treffen nicht so möglich, wie sich die Kinder und die Betreuerinnen das wünschen. Deshalb musste etwas anderes her. „Naturpackerl“ eben.

Naturpackerl digital und analog
Per Post bekamen die Kinder die Einladung, sich ein Kuvert im Laden des KUBZ abzuholen. Darin steckte ein Steckbrief einer Pflanze, eine Anleitung, manchmal auch Material, zum Beispiel Samenkörner oder auch mal Kräutersalz. Die Eltern bekamen per Mail einen Link zum Video für die Kinder. In dem erklärten Sandra Scherbl und einige andere Kräuterfrauen genau, was die Kinder mit all den Dingen aus dem Kuvert machen konnten. Fast so wie bei den wöchentlichen Gartenstunden. Immer gab es etwas zum Mit- und Nachmachen: Beim Thema „Bohne“ steckten Feuerbohnensamen im Packerl. Die Kinder sollten die Bohnen in ein Glas mit Watte stecken, gießen, nach dem Keimen in den Garten pflanzen und schließlich auch ernten. „Viele der Kinder haben uns dann immer Fotos geschickt, und gezeigt, wie ihre Bohnen wachsen“, freut sich Sandra Scherbl, „wir wollten den Kindern ja etwas mitgeben, ihnen zeigen, dass es ganz einfach geht, selbst etwas zu Hause zu machen.“

Brotzeit geht auch digital
Ein wichtiger Teil der Gruppenstunde musste unbedingt drin sein im Naturpackerl: Die Brotzeit. „In jeder Gruppenstunde gibt es ein Butterbrot, entweder mit Kräutersalz, mit Kräutern, mit Blüten oder mit Honig“, erzählt Sandra Scherbl, „das ist das Highlight.“ Manche Kinder würden vorher nichts essen, weil sie sich auf das Butterbrot freuen. Und so manche Eltern seien erstaunt, dass ihre Kinder begeistert das essen, was zu Hause undenkbar wäre, berichtet sie. Also haben die Betreuerinnen auch im Video erklärt, wie sich die Kinder ihr Butterbrot mit den entsprechenden Pflanzen anrichten können. Und sie in den KUBZ-Garten eingeladen, sich dafür eine ihrer Lieblingspflanzen – zum Beispiel den Schildsauerampfer – zu holen. So konnten die Regenbogenbande und die Gartenzwerge ihrem Garten verbunden bleiben.

Feste Strukturen beibehalten
Die Videos und die Anleitungen sind natürlich nicht das Gleiche, wie die Gartenstunden draußen. Schließlich lassen sich die Betreuerinnen und die Kinder auch bei ungemütlichem Wetter nicht davon abhalten, in den Garten zu gehen. „Da muss es schon gewittern oder so richtig grässlich sein, dass wir reingehen“, sagt Sandra Scherbl. „Doch während der Corona-Zeit konnten die Kinder mit den Naturpackerln den Kontakt mit uns und auch mit dem Garten halten,“ sagt sie. Wichtig war den Betreuerinnen deshalb, dass die Videos und die Packerln immer die gleiche Struktur hatten. So haben sie den Kindern in den Videos erst einmal ein Ankommen angeboten – wie bei den Treffen auch. Deshalb gab es zu Beginn eine kleine Meditationseinheit. Erst dann kam die Information und Anleitung und dann die Brotzeit. „Ungeduldige konnten ja weiterklicken und gleich loslegen“, sagt Sandra Scherbl. Sie kennt die Vorlieben der einzelnen Kinder.

Immer in Kontakt bleiben
Auf diese Weise lernten die Kinder die Besonderheiten von Ringelblumen, Erdbeeren, Gänseblümchen oder Spitzwegerich kennen. Oder bastelten Pinsel aus Naturmaterial, malten Bilder damit und brachten diese zum Ausstellen ins KUBZ. Wie fanden die Kinder und die Eltern das ganze Angebot? „Eigentlich hätte es im Herbst ein schönes Abschlussfest mit einem Kartoffelfeuer geben sollen, wie in jedem Jahr, doch auch das war nicht möglich,“ bedauert Sandra Scherbl. Denn dort hätten sie gerne einmal von den Kindern gehört, wie das Ganze für sie war. Die positiven Rückmeldungen einiger Eltern und die vielen Bilder und Fragen der Kinder per WhatsApp hätten sie aber sehr angespornt, weiterzumachen, berichtet die engagierte Betreuerin. Sie arbeitet sehr gerne mit den Kindern und hofft, dass das Programm 2021 wieder im Garten stattfinden kann. „Vielleicht fahren wir 2021 zweigleisig, die Naturpackerln wären ja auch ein schönes Angebot für die Ferien, wenn keine Treffen sind. Und es war ein tolles Miteinander der Kräuterleute, die Packerln zu entwickeln.“ Aber es braucht ja auch nicht unbedingt Corona, um solch kreativen Angebote am Laufen zu halten.
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