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Wie naturnahe Dorfplätze die Menschen beleben

Ein Gespräch mit Christof Wegner über seine öko-sozialen Projekte

Projekt: Vom Glück, Sinnvolles zu tun und von Gemeinschaft, die daraus entsteht
Frickenhausener Bürgerinnen und Bürger pflanzen Familienbäume
Gemeinsame Pflanzaktionen bereichern nicht nur die Natur sondern stärken auch den Zusammenhalt in Frickenhausen
© Christof Wegner

 
Was entsteht auf den gestalteten Plätzen bzw. im Rahmen der öko-sozialen Projekte?

Es sind Plätze der Lebendigkeit, sowohl von Pflanzen, Tieren und Menschen. Unsere Absicht: Die Natur – die wilde autochthone - wieder mehr ins Dorf zu holen, um so wieder ein Bewusstsein für den Sinn, die Synergien in der Natur und die Schönheit von Artenvielfalt zu schaffen und uns davon berühren zu lassen.
Wir stehen heute oft vor öden, ausgeräumten und maschinengerechten Landschaften, die bis in die Dörfer hinein wirken – Artenschwund und Leblosigkeit sind die Folgen. Selten nur noch gibt es in den Dörfern ansprechende Plätze mit einladender Aufenthaltsqualität, an denen man sich trifft, egal ob jung oder alt. Diese Plätze müssen – wenn lokal nicht möglich – nicht unbedingt in der Ortsmitte sein, sie können auch am Dorfrand entstehen so wie in Frickenhausen. Magnet ist die Aufenthalts- und die Erlebnisqualität, was nicht immer mit immensen Kostenverbunden sein muss.

 

Warum wirken diese Plätze auf so viele Menschen?

Es geht nicht darum, dem Spektakulären viel Raum zu geben, sondern etwas zu schaffen, was eher subtil auf Körper, Geist und Seele wirkt. Die Plätze sind den umgebenden Landschaftsstrukturen angepasst, verändert nach Erfordernis, wenn für den Gesamteindruck nötig, aber nie aufgesetzt bzw. befremdlich wirkend.
Das heißt zuerst: Landschaften schauen lernen, Wissen einholen: wie ist sie entstanden, welche auch erdgeschichtlichen Faktoren waren/sind beteiligt, was ist vom Menschen verändert worden, welche Linien sind natürlichen Ursprungs?
Formen, die wir in der Natur vorfinden, versuchen wir demnach auf unsere Plätze zu übertragen. Landschaften weisen überall geschwungene Linien auf, also ist auch unser Platz ein Abbild geschwungener Linien, die ineinander fließen. Nichts wirkt hart voneinander abgegrenzt, weil die Natur sich uns auch nicht so präsentiert. Es gibt weiche Übergänge, z. B. Vom Spielbereich zur Baumallee, zu den Bänken, zur Hütte, zum Lebensmittelanbau. Da ALLES miteinander verbunden ist, verbinden auch wir optisch alles miteinander.

Wie gewinnen Sie die Menschen dafür, sich bei der Gestaltung einzubringen?

Das Vehikel dazu ist „BEGEISTERUNG“, ein Begriff, bzw. das damit verbundene Gefühl, das sich in unserer Gesellschaft durch einen großen Mangel auszeichnet. Menschen, die von etwas begeistert, inspiriert sind, strahlen etwas ganz anderes aus als Menschen, die etwas tun „müssen“.
Auch die Ergebnisse ihres Tuns sehen anders aus. Wir können Menschen für unsere Projekte gewinnen, indem der Funke überspringt. Dieser springt beileibe nicht auf alle im Dorf über, aber es genügt eine kleine Gruppe von 8 – 10 Machern, die vorangehen, ins Tun kommen und dabeibleiben. Wir machen immer mehr die Erfahrung, dass die Wirkung dieser in Gemeinschaft entstandenen Plätze auch von Nicht-Aktiven gespürt wird.

Das gemeinsame Gestalten bewirkt auch etwas bei den beteiligen Menschen?

Unsere Projekte sind Prozess orientiert, auf Zuwachs und Wechselwirkung an Wissen, Erfahrung im Miteinander von Mensch und Natur ausgerichtet. Wir erfahren uns im gegenseitigen Nehmen und Geben von Werten im primären Sektor wie Saatgut und Ernte, im Wissenstransfer – wer weiß was? - und im Zusammenhalt, zusammen Arbeiten, Reden, Essen und Trinken. Es ist wie ein Stein, der ins Wasser fällt und Kreise zieht.
In gedanklicher Arbeit ist parallel zum Tun die Frage: Wie wollen wir sozial und kommunikativ miteinander umgehen, wie umgehen mit unterschiedlichen Meinungen und Ansichten, wie wieder ins Gespräch kommen, wenn es mal „gekracht“ hat? Zuhören lernen ohne gleich zu urteilen?
Wir erleben uns in den Projekten nicht nur Sektor übergreifend, also von gärtnerischen über landw(e)rtschaftliche über soziale über kommunikative Fragen etc., sondern als Wesen, die die Ganzheitlichkeit suchen, die aus dem Zersplitterten wieder ein Ganzes formen wollen, in und mit der Natur, mit uns selbst und anderen Menschen, mit anderen Lebewesen. Diese Plätze können ein Mittel sein, um Brücken zu bauen und Verbindungen zu schaffen.

 

Mehr zur Person Christof Wegner und seinen Projekten finden Sie unter:
Projektbeschreibung Frickenhausen:  "Vom Glück, Sinnvolles zu tun und von Gemeinschaft, die daraus entsteht"
Projektbeschreibung Kempten: "Auf gute Nachbarschaft - Hortus natura"
Porträt Christof Wegner: "Der Menschenfreund mit dem besonderen Blick für Landschaften"

Kontakt:
Christof Wegner
Mail: naturgestaltung-wegner@t-online.de

 

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