Was entsteht auf den gestalteten Plätzen bzw. im Rahmen der
öko-sozialen Projekte?
Es sind Plätze der Lebendigkeit, sowohl von Pflanzen, Tieren
und Menschen. Unsere Absicht: Die Natur – die wilde autochthone - wieder mehr
ins Dorf zu holen, um so wieder ein Bewusstsein für den Sinn, die Synergien in
der Natur und die Schönheit von Artenvielfalt zu schaffen und uns davon
berühren zu lassen.
Wir stehen heute oft vor öden, ausgeräumten und maschinengerechten
Landschaften, die bis in die Dörfer hinein wirken – Artenschwund und Leblosigkeit
sind die Folgen. Selten nur noch gibt es in den Dörfern ansprechende Plätze mit
einladender Aufenthaltsqualität, an denen man sich trifft, egal ob jung oder
alt. Diese Plätze müssen – wenn lokal nicht möglich – nicht unbedingt in der
Ortsmitte sein, sie können auch am Dorfrand entstehen so wie in Frickenhausen.
Magnet ist die Aufenthalts- und die Erlebnisqualität, was nicht immer mit
immensen Kostenverbunden sein muss.
Warum wirken diese Plätze auf so viele Menschen?
Es geht nicht darum, dem Spektakulären viel Raum zu
geben, sondern etwas zu schaffen, was eher subtil auf Körper, Geist und Seele
wirkt. Die Plätze sind den umgebenden Landschaftsstrukturen angepasst,
verändert nach Erfordernis, wenn für den Gesamteindruck nötig, aber nie
aufgesetzt bzw. befremdlich wirkend.
Das heißt zuerst: Landschaften schauen lernen, Wissen
einholen: wie ist sie entstanden, welche auch erdgeschichtlichen Faktoren
waren/sind beteiligt, was ist vom Menschen verändert worden, welche Linien sind
natürlichen Ursprungs?
Formen, die wir in der Natur vorfinden, versuchen wir
demnach auf unsere Plätze zu übertragen. Landschaften weisen überall
geschwungene Linien auf, also ist auch unser Platz ein Abbild geschwungener
Linien, die ineinander fließen. Nichts wirkt hart voneinander abgegrenzt, weil
die Natur sich uns auch nicht so präsentiert. Es gibt weiche Übergänge, z. B.
Vom Spielbereich zur Baumallee, zu den Bänken, zur Hütte, zum Lebensmittelanbau.
Da ALLES miteinander verbunden ist, verbinden auch wir optisch alles
miteinander.
Wie gewinnen Sie die Menschen dafür, sich bei der Gestaltung einzubringen?
Das Vehikel dazu ist „BEGEISTERUNG“, ein Begriff,
bzw. das damit verbundene Gefühl, das sich in unserer Gesellschaft durch einen
großen Mangel auszeichnet. Menschen, die von etwas begeistert, inspiriert sind,
strahlen etwas ganz anderes aus als Menschen, die etwas tun „müssen“.
Auch die Ergebnisse ihres Tuns sehen anders aus. Wir
können Menschen für unsere Projekte gewinnen, indem der Funke überspringt.
Dieser springt beileibe nicht auf alle im Dorf über, aber es genügt eine kleine Gruppe von 8 – 10 Machern, die
vorangehen, ins Tun kommen und dabeibleiben. Wir machen immer mehr die
Erfahrung, dass die Wirkung dieser in Gemeinschaft entstandenen Plätze auch von Nicht-Aktiven gespürt wird.
Das gemeinsame Gestalten bewirkt auch etwas bei den beteiligen Menschen?
Unsere Projekte sind Prozess orientiert, auf Zuwachs
und Wechselwirkung an Wissen, Erfahrung im Miteinander von Mensch und Natur ausgerichtet.
Wir erfahren uns im gegenseitigen Nehmen und Geben von Werten im primären
Sektor wie Saatgut und Ernte, im Wissenstransfer – wer weiß was? - und im
Zusammenhalt, zusammen Arbeiten, Reden, Essen und Trinken. Es ist wie ein
Stein, der ins Wasser fällt und Kreise zieht.
In gedanklicher Arbeit ist parallel zum Tun die
Frage: Wie wollen wir sozial und kommunikativ miteinander umgehen, wie umgehen
mit unterschiedlichen Meinungen und Ansichten, wie wieder ins Gespräch kommen,
wenn es mal „gekracht“ hat? Zuhören lernen ohne gleich zu urteilen?
Wir erleben uns in den Projekten nicht nur Sektor
übergreifend, also von gärtnerischen über landw(e)rtschaftliche über soziale
über kommunikative Fragen etc., sondern als Wesen, die die Ganzheitlichkeit suchen,
die aus dem Zersplitterten wieder ein Ganzes formen wollen, in und mit der
Natur, mit uns selbst und anderen Menschen, mit anderen Lebewesen. Diese Plätze
können ein Mittel sein, um Brücken zu bauen und Verbindungen zu schaffen.
Mehr zur Person Christof Wegner und seinen Projekten finden Sie unter:
Projektbeschreibung Frickenhausen: "Vom Glück, Sinnvolles zu tun und von Gemeinschaft, die daraus entsteht"
Projektbeschreibung Kempten: "Auf gute Nachbarschaft - Hortus natura"
Porträt Christof Wegner: "Der Menschenfreund mit dem besonderen Blick für Landschaften"
Kontakt:
Christof Wegner
Mail: naturgestaltung-wegner@t-online.de